Über das Projekt

Das Freie Werkstatt Prinzip hat seinen Anfang in der Erfahrung eines Kunstlehrers an öffentlichen Schulen in Brasilien, wo ihm die Schwierigkeit klar war, Räume zu schaffen, in denen die Schüler ihre kreative Freiheit wirklich erleben und ausüben konnten. Für ihn ist selbstverständlich, dass diese Räume kein Luxus sein sollten, sondern dass sie für Kinder und Jugendliche sehr wichtig sind, um ein autonomes Denken und eine aktive und offene Praxis in alltäglichen Situationen, die sich ihnen bieten, zu entwickeln. 

Zeitmangel, fehlende Räume zum Experimentieren, die Konzentration der Kinder können einige der Schwierigkeiten sein, mit denen Lehrer auch in Deutschland zu kämpfen haben. Deshalb versucht das Projekt, Räume außerhalb der formalen Bildung zu öffnen, in denen es vor allem um die Möglichkeit des Experimentierens der Teilnehmer*innen mit Materialien, Raum, Körper und Instrumenten geht und in denen die Begegnung mit anderen Kindern und Jugendlichen, die ebenfalls mit den formalen Grenzen künstlerischer Sprachen spielen wollen, stattfinden kann.

Das aktive Einbeziehen von Künstler:innen nicht-hegemonialer Gruppen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Räume der kulturellen Bildung einbringen, ist für uns ein wichtiger Weg, Räume der Begegnung anzubieten und relevante Themen wie Antirassismus und Antidiskriminierung lebendig, praktisch und durch kreative und spielerische Konturen verständlich zu machen. Denn die Partnerkünstler:innen zeigen dem jungen Publikum – das oft auch aus Menschen mit Migrationshintergrund, Personen of Color, queeren Personen u.a. besteht – die Präsenz und die Arbeit dieser Menschen, ihre Relevanz und ihr Potenzial.

Projektgeschichte

Das Projekt Das Freie Werkstatt Prinzip startete 2019 mit Unterstützung des Förderprogramms Durchstarten des Berliner Kulturfonds Kulturelle Bildung. 

Im Jahr 2020 wurde das Projekt dank der Förderung durch den Berliner Kulturfonds Kulturelle Bildung – Fördersäule 1 fortgesetzt. 2021 wurde das Projekt erneut in dieses Programm aufgenommen, sodass noch mehr Kinder Zugang zu kostenlosen Workshops in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Performance und Fotografie haben können.

Seit 2021 bietet Das Freie Werkstatt Prinzip auch die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, mit in Berlin lebenden Künstler*innen in Kontakt zu treten, und zwar durch eine Reihe von Videos, die in den Klassenzimmern der Schulen oder bei den Kindern zu Hause eingesetzt werden können. Diese Videos entstanden während der Covid-Pandemie, um Kindern auch im Lock-Down kreative Gestaltungsräume zu bieten – in den eigenen vier Wänden.

In der dritten Förderphase (2022-23) bekam das Projekt einen Wachstumsschub: das Netzwerk wurde um einige talentierte Künstler*innen erweitert, die jeweils ihre einzigartigen Fähigkeiten und Perspektiven mit hineinbrachten. Gleichzeitig kamen noch weitere Kooperationspartner dazu, sodass wir in sieben Berliner Bezirken (Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow, Lichtenberg, Treptow-Köpenick, Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinickendorf) präsent waren. Die insgesamt 14 Aktivitäten wurden von Künstler*innen mit unterschiedlichen Hintergründen geleitet, die ihr Wissen in den Bereichen Tanz, Malerei, Zeichnung, Linolschnitt, Siebdruck, Performance, Fotografie, Video, Theater, Schattentheater und Musik, Audio, Text, Kino, immer paarweise mit dem Publikum (vor allem Jugendlichen und Kindern) teilten.

Auch in 2023-24 führen die Partnerkünstler:innen Workshops durch (immer zu zweit), welche die Erfahrung der künstlerischen und spielerischen Sprachmischung ermöglichen und für Kinder und Jugendliche etwas Ungewöhnliches bieten. Eine Projektwoche oder ein Workshop könnte zum Beispiel aus Zeichnung und Theater, oder Tanz und Malerei bestehen. Das Wunderbare dabei: Es handelt sich nicht nur um Begegnungen unterschiedlicher künstlerischer Sprachen, sondern vor allem um Begegnungen von Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Biografien. Für Kinder und Jugendliche ist es eine Möglichkeit, um eigene Vielfalt zu erkennen, zu respektieren und zu schätzen.


2023

Im April 2023 findet die Projektausstellung & begleitende Workshopreihe im Haus der Statistik in Kooperation mit Mensch Raum Land e.V. statt. Die Projektpartnerschaften werden laufend ausgeweitet, es finden u.a. Workshops an der Bröndby-Oberschule, Jugendhaus Königstadt, Fri-X-Berg Jugendkunstschule, Rixdorfer Grundschule, Haus der Statistik, Max-Taut-Schule, Ulme35, Mädchentreff Dünja statt. In wiederholenden Arbeitstreffen mit den Künstler*innen wird über die bisherige Zusammenarbeit reflektiert und gemeinsame Handlungsstrategien erarbeitet.

2022

Im Jahr 2022 wurden Kooperationen in Kreuzberg-Friedrichshain, Mitte, Pankow, Steglitz-Zehlendorf, Treptow-Köpenick, Charlottenburg-Wilmersdorf und Lichtenberg aufgebaut. Mit dem wachsenden Pool von Partnerkünstler*innen werden über das Jahr hinweg mehrere interdisziplinäre Projekttage und -wochen durchgeführt, wobei der Fokus der Workshops wie immer auf Selbstermächtigung, Reflexion und kreatives Entdecken liegt – und zwar für alle Beteiligten.

2021

Im Jahr 2021 setzte das Projekt seine Aktivitäten in der Jugendkunstschule Fri-X-Berg fort und führte mit Plural Arts ein Ferienprojekt im Nachbarschaftshaus Neukölln durch, wo auch die erste Multiplikator*innenschulung durchgeführt wurde. In diesem Jahr wurden sechs Videos mit Partnerkünstler*innen gedreht, sodass insgesamt 12 Videos entstanden, die auf dem YouTube-Kanal angesehen werden können. In diesem Jahr haben wir zudem eine Methode entwickelt, mit der Lehrkräfte und andere Multiplikator*innen die Videos nutzen und mit ihren jeweiligen Gruppen bearbeiten können.

2020

Im Jahr 2020 ging das Projekt mit der Partnerschaft der Kunstschule Fri-x-berg in sein zweites Jahr. Innerhalb dieser Kunstschule wurden mehrere Workshops mit Schüler*innen aus Kreuzberger Schulen durchgeführt. Ebenso wurden in den Herbstferien Workshops in verschiedenen Gruppen und mit Vorschlägen zur Herstellung von Masken, Musik und Fotoexperimenten wie im FOTOLABOR – Zeige Dich Wie Du Willst! durchgeführt.

2019

An der Hans-Fallada-Schule konzentrierte sich das Projekt auf die Erstellung von Texten und Figuren für das Puppentheater. Mit dem Verständnis, dass der Prozess der Ermächtigung durch künstlerisches Schaffen ein Ergebnis des Vertrauens in verschiedene Ausdrucksformen ist, zeichneten und malten die Kinder und übten ihren musikalischen Sinn, um schließlich ihren Figuren und Geschichten Gestalt zu geben.