Über das Projekt
Das Freie Werkstatt Prinzip hat seinen Anfang in der Erfahrung eines Kunstlehrers an öffentlichen Schulen in Brasilien, wo ihm die Schwierigkeit klar war, Räume zu schaffen, in denen die Schüler ihre kreative Freiheit wirklich erleben und ausüben konnten. Für ihn ist selbstverständlich, dass diese Räume kein Luxus sein sollten, sondern dass sie für Kinder und Jugendliche sehr wichtig sind, um ein autonomes Denken und eine aktive und offene Praxis in alltäglichen Situationen, die sich ihnen bieten, zu entwickeln.
Zeitmangel, fehlende Räume zum Experimentieren, die Konzentration der Kinder können einige der Schwierigkeiten sein, mit denen Lehrer auch in Deutschland zu kämpfen haben. Deshalb versucht das Projekt, Räume außerhalb der formalen Bildung zu öffnen, in denen es vor allem um die Möglichkeit des Experimentierens der Teilnehmer*innen mit Materialien, Raum, Körper und Instrumenten geht und in denen die Begegnung mit anderen Kindern und Jugendlichen, die ebenfalls mit den formalen Grenzen künstlerischer Sprachen spielen wollen, stattfinden kann.
Das aktive Einbeziehen von Künstler:innen nicht-hegemonialer Gruppen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Räume der kulturellen Bildung einbringen, ist für uns ein wichtiger Weg, Räume der Begegnung anzubieten und relevante Themen wie Antirassismus und Antidiskriminierung lebendig, praktisch und durch kreative und spielerische Konturen verständlich zu machen. Denn die Partnerkünstler:innen zeigen dem jungen Publikum – das oft auch aus Menschen mit Migrationshintergrund, Personen of Color, queeren Personen u.a. besteht – die Präsenz und die Arbeit dieser Menschen, ihre Relevanz und ihr Potenzial.
Die Partnerkünstler:innen führen Workshops durch (immer zu zweit), welche die Erfahrung der künstlerischen und spielerischen Sprachmischung ermöglichen und für Kinder und Jugendliche etwas Ungewöhnliches bieten. Eine Projektwoche oder ein Workshop könnte zum Beispiel aus Zeichnung und Theater, oder Tanz und Malerei bestehen. Das Wunderbare dabei: Es handelt sich nicht nur um Begegnungen unterschiedlicher künstlerischer Sprachen, sondern vor allem um Begegnungen von Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Biografien. Für Kinder und Jugendliche ist es eine Möglichkeit, um eigene Vielfalt zu erkennen, zu respektieren und zu schätzen.
Projektgeschichte
2019 – 2020
An der Hans-Fallada-Schule konzentrierte sich das Projekt auf die Erstellung von Texten und Figuren für das Puppentheater. Mit dem Verständnis, dass der Prozess der Ermächtigung durch künstlerisches Schaffen ein Ergebnis des Vertrauens in verschiedene Ausdrucksformen ist, zeichneten und malten die Kinder und übten ihren musikalischen Sinn, um schließlich ihren Figuren und Geschichten Gestalt zu geben.
2020 – 2021
Im Jahr 2020 ging das Projekt mit der Partnerschaft der Kunstschule Fri-x-berg in sein zweites Jahr. Innerhalb dieser Kunstschule wurden mehrere Workshops mit Schüler*innen aus Kreuzberger Schulen durchgeführt. Ebenso wurden in den Herbstferien Workshops in verschiedenen Gruppen und mit Vorschlägen zur Herstellung von Masken, Musik und Fotoexperimenten wie im FOTOLABOR – Zeige Dich Wie Du Willst! durchgeführt.
2021 – 2022
Im Jahr 2021 setzte das Projekt seine Aktivitäten in der Jugendkunstschule Fri-X-Berg fort und führte mit Plural Arts ein Ferienprojekt im Nachbarschaftshaus Neukölln durch, wo auch die erste Multiplikatorinnenschulung durchgeführt wurde. In diesem Jahr wurden sechs Videos mit Partnerkünstlerinnen gedreht, sodass insgesamt 12 Videos entstanden, die auf dem YouTube-Kanal angesehen werden können. In diesem Jahr haben wir zudem eine Methode entwickelt, mit der Lehrkräfte und andere Multiplikator*innen die Videos nutzen und mit ihren jeweiligen Gruppen bearbeiten können.
2022 – 2023
Im Jahr 2022 wurden Kooperationen in Kreuzberg-Friedrichshain, Mitte, Pankow, Steglitz-Zehlendorf, Treptow-Köpenick, Charlottenburg-Wilmersdorf und Lichtenberg aufgebaut. Mit dem wachsenden Pool von Partnerkünstler*innen werden über das Jahr hinweg mehrere interdisziplinäre Projekttage und -wochen durchgeführt, wobei der Fokus der Workshops wie immer auf Selbstermächtigung, Reflexion und kreatives Entdecken liegt – und zwar für alle Beteiligten.
2023 – 2024
Im April 2023 findet die Projektausstellung & begleitende Workshopreihe im Haus der Statistik in Kooperation mit Mensch Raum Land e.V. statt. Die Projektpartnerschaften werden laufend ausgeweitet, es finden u.a. Workshops an der Bröndby-Oberschule, Jugendhaus Königstadt, Fri-X-Berg Jugendkunstschule, Rixdorfer Grundschule, Haus der Statistik, Max-Taut-Schule, Ulme35, Mädchentreff Dünja statt. In wiederholenden Arbeitstreffen mit den Künstler*innen wird über die bisherige Zusammenarbeit reflektiert und gemeinsame Handlungsstrategien erarbeitet.
2024 – 2025
Das Netzwerk wächst immer weiter zusammen, bestehende Formate werden in den regelmäßigen Künstler*innentreffen evaluiert und für verschiedene Zielgruppen weiterentwickelt. Ein wichtiger Schritt ist auch die Erarbeitung eines Projekt-Kataloges: in dieser Publikation, die gemeinsam vom Projektteam, den Künstler*innen sowie ausgewählter Kooperationspartner entwickelt wird, schaut das Freie Werkstatt Prinzip auf 5 Jahre Bildungsarbeit zurück. Die Publikation leistet einen wichtigen Beitrag zur machtkritischen und diskriminierungssensiblen Bildungsarbeit.
Das Projekt Das Freie Werkstatt Prinzip startete 2019 mit Unterstützung des Förderprogramms Durchstarten des Berliner Kulturfonds Kulturelle Bildung. Im Jahr 2020 und 2021 wurde das Projekt dank der Förderung durch den Berliner Kulturfonds Kulturelle Bildung – Fördersäule 1 weiter fortgesetzt. Von 2022 – 2025 konnte das Projekt dank der Förderung über Fördersäule 2 auf weitere Berliner Bezirke und Kooperationspartner ausgeweitet werden.